Theater-AG mit Hiltrud Schäfer

Aufführungen am 9. und 10. Juli 2009

 

Fatima und der Traumdieb

Ein modernes Märchen von Rafik Schami

 

Handlung

Fatima und der Traumdieb spielt in Damaskus, Schamis erster Heimat, bevor er nach Deutschland ausgewandert ist. Wie überall auf der Welt gibt es auch in Damaskus ein großes Gefälle zwischen armen und reichen Menschen. Unser Märchen erzählt von der Not und der List der Geschwister Hassan und Fatima, Geld für sich und ihre kranke Mutter zu verdienen. Sie geraten an einen seltsamen reichen Schlossherrn, der ihnen nur unter einer Bedingung Arbeit anbietet: sie dürfen sich eine Woche lang nicht ärgern. Wenn sie sich doch ärgern, verlieren sie nicht nur ihren Lohn, sondern darüber hinaus all ihre Träume. Hassan, der als erster sein Glück versucht, willigt ohne viel nachzudenken ein. Träume zu verlieren, kann so schlimm nicht sein. Die schlechten Träume würde man gerne verschenken. Aber die guten? Am letzten Tag der Arbeitswoche erlebt Hassan böse Überraschungen. Sein fester Vorsatz „Ich ärgere mich nie!“ kommt ins Wanken. Zum Glück hat Fatima eine Idee und viel Mut… 

 

 

 

 

Ein paar Gedanken zur Geschichte

Es war einmal und ist noch immer. Auch unser Märchen könnte vor langer Zeit gespielt haben. Dass der Ausgangspunkt der Geschichte auch die Lebenswirklichkeit vieler Kinder auf dieser Welt heute abbildet, können wir uns schlecht vorstellen. Hassan und Fatima sind noch Kinder, und doch tragen sie existentielle Verantwortung. Hassans Scheitern an dieser Aufgabe ist gleichzeitig für Fatima der Schlüssel zum Erfolg, der sie beide rettet. Das Märchen „Fatima und der Traumdieb“ erinnert uns daran, dass die eigenen Fehler nicht umsonst geschehen und dass es Wege gibt, sich nicht ärgern zu lassen.

 

Unsere Träume

Manchmal sind unsere Träume grauenhaft und angsteinflößend. Und manchmal sind sie fröhlich und hoffnungsvoll. Beides gehört zusammen. Kein Mensch träumt nur gut oder nur schlecht. Und wir wissen, es ist wichtig, zu träumen. Wir brauchen Träume, auch am Tag. Würde uns ein mysteriöser Traumdieb unsere Träume stehlen, würde auch ein Stück von uns selbst verloren gehen. Traumdieben muss also unbedingt das Handwerk gelegt werden! Passt gut auf! Wenn euch einer begegnet, lasst euch nicht ärgern!

 

Theater-Arbeit zum Thema Träume

Die interessanteste Probenphase war die Arbeit an den Träumen. Die Kinder hatten den Auftrag, auf die eine Seite eines großen Blattes einen guten Traum, auf die andere Seite einen schlechten Traum zu malen. Diese Bilder waren Ausgangspunkt und Material für die Traumszenen, die im Stück als Videos eingeblendet werden. In kleinen Gruppen oder Partnerarbeit wurden daraus kurze Szenen entwickelt. Aufgabe dabei war es, aus verschiedenen Bildern einen Traum zusammen zu basteln. So entstanden Träume mit erstaunlichen Wendungen, starkem Ausdruck und viel Gefühl, wie wir es in unseren Träumen ja auch selbst erleben.

 

Rollentausch

In unserem Stück werden die Rollen ständig getauscht. Das hat zum Einen praktische Gründe, denn es gibt nur 5 wesentliche Rollen. Jedes Kind will, darf und soll eine zentrale Rolle spielen. Zum Andern trägt es dem kindlichen Bedürfnis Rechnung, verschiedene Rollen auszuprobieren. Mal fühlt man sich stark und mächtig, mal unterlegen oder ungerecht behandelt. Mal ist man ängstlich, mal mutig. Mal ärgert man selbst, mal wird man geärgert. Die Kinder haben die Erfahrung gemacht: das alles steckt auch in mir. Ich kann verschiedenste Gefühle nachempfinden und darstellen. Jeder Charakter ist vielschichtig. Es ist der Versuch, die typische Schwarz-Weiß-Malerei von Märchen durch fluktuierende Rollenverteilung aufzubrechen. Die Personen erkennt man immer an ihrer (sparsamen) Kleidung, die zwischen den Szenen einfach getauscht wird.

 

 

Improvisation und Textbuch

Viele der Szenen haben sich aus der Improvisation und aus szenischen Übungen oder Spielen heraus entwickelt. Am Anfang stand das Thema „Sich ärgern“ im Raum. Die Kinder überlegten sich Szenen aus ihrem Alltag und spielten diese in kleinen Gruppen. Dann kam das Märchen ins Spiel, zunächst nur als Geschichte. Die Handlung wurde in kleinere Einheiten unterteilt und wieder improvisatorisch in Szene gesetzt. Bei den meisten Szenen wurde anschließend der gefundene Text schriftlich fixiert. Manche Wortwechsel lehnen sich stark an die Vorlage an, andere wiederum sind frei erfunden. Und manche Szenen sind immer noch ohne festen Text.

 

Vor und hinter der Schattenwand

Der erste Teil der Geschichte im Schloss spielt sich meistens hinter der Schattenwand ab. Es war uns wichtig, den Schlossherrn zunächst überdimensional groß darzustellen, denn im Bilderbuch mit Illustrationen von Ells Cools ist er ein angsteinflößender Riese. Das Experimentieren mit den Schatten war für die Kinder faszinierendes Vergnügen und immer wieder Freude an der Täuschung. Im zweiten Teil der Geschichte lockt Fatima den Schlossherrn aus dieser bedrohlichen Illusion heraus.

 

Theater macht Spaß

Die Kinder der diesjährigen Theater-AG haben mit dieser umfangreichen Inszenierung viel geleistet. Trotzdem hatte das Projekt immer eine große Leichtigkeit. Die Freude am Spiel stand im Zentrum. Die Mädchen waren so unglaublich selbstständig, konzentriert und kreativ. Die Arbeit war ein traumhaftes Vergnügen. Nun wünschen wir euch das gleiche!            

Es spielen: Kim Kleinschroth, Mareike Lang, Kesha Wischkony, Frederike Imm, Antonia Mutschischk, Amara Thomas, Lisa Lehmann, Jacqueline Pfitzer,  Joleen Zwirner, Franziska Hanusch, Franziska Binder, Lotta Welsch, Esther Enk.
Beleuchtung: Rie-Claire Kunze
Leitung: Hiltrud Schäfer